Niemand kann den Russen das Recht absprechen, jenen Tag feierlich zu begehen, als der Sieg der Roten Armee feststand und als am 8. Mai 1945 der Zweite Weltkrieg zu Ende war, der von der Sowjetunion die meisten Opfer gefordert hatte.

Bei der jüngsten, sehr kriegerischen Siegesparade in Moskau zum Jahrestag dieses Sieges über Nazi-Deutschland werden aber nicht nur Erinnerungen an die gigantischen Waffenschauen während der Zeit des Sowjet-Kommunismus wach, sondern auch an jene Wochenschaubilder, die zeigen, wie Tausende deutsche Kriegsgefangene 1945 durch die Straßen der Hauptstadt getrieben wurden. Eine geschlagene und zerlumpte Armee schleppte sich unter den Hasstiraden der Zuschauer dahin – das war alles, was von Hitlers „Großdeutscher Wehrmacht“ übrig geblieben war. Viele dieser Soldaten, die meist unfreiwillig in Hitlers Krieg ziehen mussten, sahen ihre Heimat nicht wieder oder kamen erst nach vielen Jahren des Hungerns und der Zwangsarbeit in sibirischen Arbeitslagern als ausgemergelte Jammergestalten auf dem Wiener Neustädter Bahnhof an. Der Kriegsverbrecher Adolf Hitler hatte sie in einen gnadenlosen Eroberungskrieg gehetzt, und sein Pendant, der Massenmörder Stalin, rächte sich an den Kriegsgefangenen, indem er sie dem Volk zur Schau stellte. Dass seine Soldateska auch noch nach dem Krieg bei uns wütete, ist eine andere Geschichte.

Putin und Medwedew erinnerten bei ihrer protzigen, vor Waffen starrenden Militärparaden in Moskau leider sehr stark an jene Zeiten, als sich noch ein Stalin, Molotow, Kossygin, Breschnew (und wie sie sonst noch alle heißen) auf dem Roten Platz als Führer im Kampf gegen den „Imperialismus“ feiern ließen. So ganz dürfte der „Sozialismus“ unseligen Angedenkens im Kreml doch noch nicht überwunden sein.