Nur jeder dritte Franzose will in der EU bleiben. Die Franzosen haben die Briten nach einer Studie als größte Europakritiker abgelöst. Die Deutschen sind hingegen relativ EU-freundlich. Allgemein empfinden viele Bürger Zuwanderung als Problem.

Kurz vor der Europawahl erreicht der EU-Frust neue Höhen: Eine länderübergreifende Studie des britischen Meinungsforschungsinstituts YouGov für die „Welt“ hat ergeben, dass nur 39 Prozent der Briten für einen Verbleib ihres Landes in der EU sind. 38 Prozent würden bei einem Referendum dagegenstimmen. Die Übrigen haben dazu keine Meinung oder würden an der Abstimmung nicht teilnehmen.

Nun stehen die Bewohner des Vereinigten Königreichs schon lange im Ruf, lieber ihr nationales Süppchen kochen zu wollen, ohne dass ihnen die EU hineinspuckt. Die nationalistische United Kingdom Independence Party (Ukip) mit ihrem charismatischen Anführer Nigel Farage könnte den jüngsten Wahlprognosen zufolge aus der Europawahl gar als stärkste politische Kraft hervorgehen. Die Briten könnten also derart genervt von der Europäischen Union sein, dass sie die altehrwürdigen Kräfte Tories und Labour auf die Plätze verweisen.

Zuwanderung von vielen als Problem empfunden

Eine weiteres Ergebnis der Studie legt zugleich den Schluss nahe, dass die EU für viele Menschen eine Projektionsfläche sein könnte, die für allerlei Fehlentwicklungen und Verfallserscheinungen in ihren Gesellschaften herhalten muss. So sagen etwa 38 Prozent der befragten Deutschen, die Lebensqualität hierzulande sei schlechter als vor 30 Jahren; nur 28 Prozent nehmen eine Verbesserung wahr.

In Großbritannien (55 Prozent) und Frankreich (67) ist sogar eine breite Mehrheit der Meinung, das Leben in ihren Ländern sei schlechter geworden. Die Bevölkerungen der nordischen Staaten sehen dies umgekehrt.

Das derzeit in ganz Europa heiß diskutierte Thema Zuwanderung förderte ebenfalls eine große Unzufriedenheit zutage: 46 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass die Einwanderung nach Deutschland gestoppt werden sollte; ein Viertel sieht das anders.

In Großbritannien wollen 48 Prozent und in Frankreich sogar 57 jede weitere Zuwanderung unterbinden. Nur 30 Prozent der befragten Briten und 19 Prozent der Franzosen lehnen dies ab. Zu beobachten ist auch, dass dieses Thema neben der Kritik am Euro und weiteren Souveränitätstransfers nach Brüssel in den Programmen aller europakritischen Parteien problematisiert wird.

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