Die Welt berichtet viel über Migration und Zuwanderung. Meist über (negative) Extrembeispiele. Denn über geglückte Integration muss man nicht reden. Noch ist völlig unmöglich zu sagen, ob die Migration ein Fluch oder ein Segen für die deutsch-österreichische* Gesellschaft ist. Fest steht nur, dass die Realität vielfältiger ist als der Stand der Debatte.

„Die Migration und die Migranten verursachen Kosten, aber unterm Strich bringen sie uns mehr ein, als wir für sie ausgeben.“ … sagen zumindest halbprivate Institute mit ihren eigenen „Quellen“.

Doch was sagen uns all die schönen Rechenmodelle eigentlich aus? Viele der Berechnungen sollen nur dazu dienen, uns davon zu überzeugen, dass die Zuwanderung „ein Segen für Deutschland und alle anderen EU-Ländern“ ist. Auffällig dabei ist allerdings nur, dass diese Prognosen und Computermodelle jenen Prognosen und Computermodellen ähneln, mit denen das Klima im Jahre 2050 „berechnet“ wird. Mit der gleichen Methode kann man nämlich auch zu dem Schluss kommen, die Zuwanderung sei „ein Fluch für Deutschland und alle anderen EU-Ländern“.

Positiv ist sicher, dass rund um das Thema „Migration“ eine ganze Industrie aus sog. „Migrationsforschern“, Sozialarbeitern, gemeinnützigen Vereinen, die vom Staat finanziert werden, Helfern und Dienstleistern entstanden sind. Also im Sinne einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, die Tausenden Jobs und Einkommen garantiert – ähnlich wie dem Autobahnbau in den 30ern.

Man könnte aber auch sagen, dass diese teils unnütze „Betreuung der Migranten“ viele gesellschaftliche Ressourcen verschlingt, die woanders dringender benötigt würden. Schaut man sich an, was für einen „Reformstau“ und „Investitionsbedarf“ es in der ganzen Republik gibt, in was für einem erbärmlichen Zustand sich ganze Industriegebiete befinden, dann ist die Frage nach den Prioritäten beim Geldausgeben auf alle Fälle mehr als berechtigt.

Es ist völlig unmöglich zu sagen, ob die Migration ein Fluch oder ein Segen für die deutsch-österreichische Gesellschaft ist. Das wird man frühestens in zwei oder drei Generationen wissen. Vielleicht ist sie kurzfristig ein Fluch und langfristig ein Segen. Oder auch umgekehrt.

Über geglückte Fälle von Integration muss so wenig geredet werden wie über Züge, die nicht entgleisen, und Flugzeuge, die auf allen Rädern landen. Es gehört zum Wesen der Berichterstattung, dass man sich darauf konzentriert, was nicht klappt. Fest steht nur, darauf zu bestehen, dass es sich bei kulturellen Problemen nur um lokale Probleme handelt, die mit mehr Geld, mehr Sozialarbeitern und mehr Verständnis gelöst werden könnten, ist Augenwischerei oder sozialpädagogisches Wunschdenken.

Es muss vielmehr die Frage gestellt werden, ob es nicht Menschen oder Gruppen gibt, die nicht integrierbar sind, die nicht integriert werden können, die nicht integriert werden wollen. Das muss nicht bedeuten, dass man ihnen die Einreise verbietet oder sie des Landes verweist, was sicher auch eine gute Lösung ist. Es bedeutet nur, dass man damit aufhören sollte, sie zu ihrem Glück zu zwingen. Keine Sozialleistungen mehr, wäre sicher ein guter Anfang.

Denn nicht jede „Parallelgesellschaft“ ist ein Problem. Niemand spricht zB über die geglückte oder missglückte Integration von Chinesen, Japanern, Vietnamesen, Thailändern, Indern oder Iranern, die offenbar sehr wohl für sich selbst sorgen können. Auch sie leben in „Parallelgesellschaften“, pflegen ihre Bräuche und heiraten gerne untereinander. Wie kommt es, dass sie nicht als Problem empfunden werden? Vielleicht weil sie nicht mit einer südländischen Präpotenz in ein fremdes Land kommen und nun auf alles und jeden wütend und aggressiv sind?

Solche Fragen sind kein Ausdruck von „schwelendem Rassismus“, sondern Reaktion auf eine Realität, die vielfältiger ist als der Stand der dazugehörigen Debatte. Man kann jedes Pferd zur Tränke führen. Aber saufen muss es schon selber.

 

*als Kurzform für deutsche und österreichische Gesellschaft